Einmaliges Erlebnis – Städtepartnerschaftslauf nach Sankt Petersburg Juni/Juli 2008

Nach erfolgreich absolvierten Städtepartnerschaftsläufen u.a. nach Hamburg (1992), Salzburg und Florenz (1994), Rotterdam und Coventry (1996) und von Strasbourg nach Dresden (2006) war der Städtepartnerschaftslauf 2008 nach Sankt Petersburg in Russland ein neue Herausforderung.

Vom 28. Juni bis zum 13. Juli 2008 wurde ein Lauf von Dresden über unsere Partnerstadt Breslau nach Sankt Petersburg durchgeführt. Die Strecke ist hier dargestellt.

Die zweitgrößte Stadt Polens, Lodz hat u.a. eine berühmte Filmhochschule (Polanski, Wajda). Königsberg, die westlichste Großstadt Russlands hat eine alte deutsche Geschichte, Riga, Geburtsort übrigens von Heinz Erhardt, hat faszinierende Jugendstilbauten und Sankt Petersburg, die zweitgrößte russische Metropole ist eine Stadt der Superlative: Sie hat mit 2400 Architekturdenkmälern weltweit die größte Zahl nach Venedig (dafür aber mehr Kanäle), besitzt die tiefste U-Bahn und das größte Straßenbahnnetz sowie die größte Juwelensammung und mit der Eremitage eines der bedeutendsten Kunstmuseen (>1000 Räume) der Welt.

Laufmodus: Es werden aus dem Gesamtteam 4 Mannschaften von 13 … 15 Personen gebildet. Pro Lauftag kommen davon immer zwei (!) Mannschaften zum Einsatz, die anderen beiden pausieren und genießen Sehenswürdigkeiten der Strecke. Im Abstand von vier bis fünf Stunden werden die Wechsel zwischen den 2 Laufmannschaften durchgeführt. Bei 6 Laufpaaren je Mannschaft und 20-minütigen Laufeinsätzen ist jede/r Läufer/in alle zwei Stunden für 20 Minuten im Einsatz, d.h. je Laufphase 2…3 Einsätze, dann 4-5 Stunden Pause. Somit ergab sich als Anforderung für teilnehmende Aktive, vier bis fünf Laufeinsätze am Tag mit je 20 Minuten Dauer zu absolvieren und dies an 5 Tagen mit je einem Erholungs- und Ausflugstag dazwischen. Inklusive 28.06. (1/2 Lauftag ab mittags) gab es 11 Lauftage. Durchschnittstempo: 10 km/h (da es schnelle Läufer -13…14 km/h gibt, konnten auch Aktive mit geringerem Tempo - 8 km/h mithalten). Auf alle Läufer kam somit eine Strecke zwischen 80 und 120 km innerhalb von 11 Tagen zu. Bei einer Gesamtstrecke von ca. 1800 km wurde also je Lauftag 17…18 Std. (05:00 – 22/23:00 Uhr) gelaufen.

- 1. Lauftag, 28.6.08 von Dresden bis Görlitz –

Zum Ehrenstart 12 Uhr auf dem Theaterplatz verabschiedeten uns der erste Bürgermeister Detlev Sittel, Oberstleutnant Ferdinand Freiherr von Richthofen, Leiter des militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden, Sportdirektor von Dynamo Dresden Ralf Minge, Presse und natürlich unsere Angehörigen und Lauffreunde aus Dresden. Über die Augustusbrücke ging es gemeinsam und gutgelaunt bei warmem Sommerwetter mit den Fahnen der Länder, die durchlaufen werden, die ersten 10 der 2000 Kilometer bis zum Ullersdorfer Platz in Dresden-Bühlau. Dort wurde von den Teilnehmern und den Begleitern, die uns auf den ersten 10 Kilometern laufend begleitet hatten, das erste Läuferpaar auf die Trasse geschickt.

Auf den ersten Kilometern zeigte sich, dass die gelben T-Shirts bei dem warmen Sommerwetter magisch Fliegen anziehen und von den meisten Teilnehmern an den warmen Lauftagen gegen andersfarbige T-Shirts getauscht werden. Bis zum ersten Etappenziel in Görlitz wurde die Staffel auf der gesamten Streck von der Polizei begleitet. Über Funktelefon bestand regelmäßig eine Verbindung zur Polizeibegleitung, damit auch an komplizierteren Streckenabschnitten die Staffelläufer ausreichend gesichert werden konnten. Trotz leicht verspätetem Start in Bühlau waren alle Läufer so mitiviert, dass trotz einiger unplanmässiger Abweichungen von der geplanten Laufstrecke der Zeitplan (6 km je Kilometer) unterboten wurde. Auch die kleine Verzögerung durch den bürokratischen Aufwand beim Wechsel der Polizeibegleitung hatte auf das gute Endergebnis keinen Einfluß.

Nach dem Abschluss der ersten Teilstrecke hat Team A an Team B gewechselt und sofort die nächste Gaststätte aufgesucht, um ein zünftiges Abendbrot zu sich zu nehmen.

Team C und D nutzen die freie Zeit für einen Bummel durch die Stadt Görlitz. Viele der Läufer waren noch nie oder seit langer Zeit wieder in Görlitz. Alle waren positiv überrascht über die schöne Stadt und haben sich vorgenommen, in Zukunft Görlitz nochmals zu besuchen.

Für die erste Übernachtung hatten die Organisatoren eine Jugendherberge in Görlitz gebucht - Vielbettzimmer mit selbständigem Bezug der Betten durch die Läufer und den dazu passenden Bemerkungen aus der Zeit der Kinderferienlager. Gegen diesen Abschnitt gibt es Protest seitens der Frauen, da er nur die Männer betrifft.

Team C beginnt den morgigen Tag bereit gegen 5 Uhr und hat heute schon die Lunchpakete ausgefasst. Alle Teilnehmer sind gespannt, wie der Wechsel der Teams auf der Trasse funktionieren wird.

- 2. Lauftag, 30.6.08 von Zgorzelec nach Wroclaw –

Team C startete mit dem Lunchpaket im Gepäck bereits 5 Uhr an der Ortsgrenze von Zgorzelec zur ersten Tagesetappe in Richtung Jelenia Gora. Hochmotiviert und bei angenehmen Morgentemperaturen wurden gleich auf den 50 km, die das Team C absolvierte, die geplanten 6 min je km unterboten.

Die anderen Laufteams konnten den Hauptorganisator Bernd Rohloff zu seinem Geburtstag bei einem kleinen Sektfrühstück gratulieren.

Die Laufstrecke um Jelenia Gora hatte zwar viele Steigungen und abschüssige Abschnitte, die von den Läufern einiges abfordert, bot aber eine tolle Aussicht auf das Riesengebirge. Gut sichtbar waren die Schneegrubenbaude und die Schneekoppe, die anfangs noch von Wolken verdeckt war. Besonders schwer hatten es Rene und Stephan vom Team D, die einen Laufabschnitt über 3,5 km nur bergan mit einer ununterbrochenen Steigung zwischen 8 bis 11 % zu absolvieren hatten.

Das schöne Wetter hat bei vielen Läufern bereits Spuren hinterlassen in Form von leichtem Sonnenbrand und anderen kleinen für Läufer typische Blessuren.

Ein besonderes Ereignis war der Besuch der Stadt Javor (dt. Jauer) während der Laufpausen der Teams. In Jauer wurde 1937 der Teamchef des Teams D Horst geboren und getauft. Es konnte viel über die Stadt erzählen und betätigte sich als Stadtführer. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die Friedenskirche in Javor, eine Holzkirche, die 1654/55 gebaut wurde, 6 Jahre nach dem westfälischen Friedensschluss (1648). Bedingung für den Bau war die Lage außerhalb der Stadtmauer, nur aus Lehm und Holz und ohne Glockenturm durfte gebaut werden und der Bau musste innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. Nach über 50 Jahren wurde Eigentum der Friedenskirche, welches sich in Deutschland befand, an die Kirche zurückgegeben. Einige Läufer nahmen am Sonntagsgottesdienst teil, der in polnisch und in deutsch abgehalten wurde. Als Gäste waren beim Gottestdienst u.a. auch Vertreter der Familie von Richthofen anwesend. Beeindruckend war, dass die Stadt trotz Kriegseinwirkungen einen gut erhaltenen und interessanten Stadtkern hat.

Beim anschließenden Picknick des Teams D im Stadtpark wurde das Parken unseres mit bunten Aufklebern geschmückten Busses mit solchem Misstrauen betrachtet, dass die Anwohner gleich ihre Türen verriegelten. Vielleicht vermuteten sie in unserem bunten Bus Zigeuner:-)

Der Berg Zopten – ein heiliger Berg der Schlesier begleitete uns sichtbar in der Ferne als weitere Sehenswürdigkeit entlang des Weges nach Wroclaw. Auf dem Berg befindet sich die Wallfahrtskirche der Heiligen Hedwig, die wir leider nicht besuchen konnten.

Der Wunsch, einen Teil des Fußballspieles zur Europameisterschaft Deutschland – Spanien zu erleben, hat die Läufer beflügelt, das phantastische Wetter für schnellere Laufeinheiten zu nutzen. Team D erreichte das Tagesziel in Wroclaw über eine halbe Stunde früher als geplant.

Zum Abschluss des Tages nach dem Fußballspiel wurde trotz Ergebnis eines von der Radeberger Brauerei gesponserten Bierfässer angestochen.

Team A und B, die sich nach ihrer Ersten Etappe von Dresden nach Görlitz ausruhten, um am Montag die nächste große Etappe von Wroclaw in Angriff zu nehmen, und nutzten den Tag für ein Treffen mit Sportlern von Wroclaw auf der Pferderennbahn. Gegen 15 Uhr war nach den Pferderennen noch ein Volksportlauf 2 Runden, insgesamt 4,4 km mit Startnummernverlosung nach dem Lauf. Renate, Christine und Nadja haben für ihre guten Laufergebnisse Preise bekommen. Zum Schluss wurde dem Cheforganisator Bernd zu seinem Geburtstag für sein Engagement ein Rucksack und Mütze übereicht. Auch Siegfried Wolf erregte als ältester Teilnehmer eine besondere Aufmerksamkeit.

- 3. Lauftag, 30.6.08, von Wroclaw bis hinter Lodz –

Das erste Highlight des Tages begann mit der Suche einer freien Dusche für die Morgenwäsche. Das Hostel Avantgarde hatte auf jeder Etage nur zwei Toiletten, von denen in nur ein Toilettenraum mit einer Duschkabine ausgestattet war und das alles für 10 vollbelegte 6-Mann-Zimmer. Die preiswerte Unterkunft bot leider kein Frühstück, so dass sich alle Teams entweder am Vorabend mit Verpflegung in den umliegenden auch am Sonntag geöffneten Einkaufsmöglichkeiten versorgten oder am Morgen zum nahegelegenen Hauptbahnhof auf die Suche nach Geldquellen und Frühstück ausschwärmten.

In Wroclaw nutzten die Teams A und B am 29.6.08 und die Teams C und D am 30.6.08 die freie Zeit für eine Stadtrundfahrt. Margarete erzählte ausführlich über mehr als 2 Stunden über die sehr interessante Geschichte der niederschlesischen Stadt. Wieder waren sich die meisten Teilnehmer einig, dass sie diese Stadt nochmals besuchen wollen, um das Flair dieser Stadt zu genießen. Die 140000 Studenten, die Stadt neben der über einen halben Million Einwohnern bevölkern, spürt man im Zentrum auf Schritt und Tritt (Durchschnittsalter der Einwohner ist 34 Jahre). Team C und D hatten die Möglichkeit, im alten Zentrum von Wroclaw zum Mittagessen noch das schmackhafte polnische Bier Piast zu probieren; ein Bier benannt nach dem alten schlesischen Fürstengeschlecht.

Team A startete bereits 4 Uhr an der Stadtgrenze von Wroclaw bei leicht bewölktem Himmel und sehr angenehmen Morgentemperaturen. Im Laufe des Tages zerriss dann die Wolkendecke und es wurde wie an den Vortagen wieder sehr warm, was den Läufern auf der flachen Strecke einiges abverlangte.

Tagesziel war der Ort Zgierz in der Nähe von Lodz. Dort erwartete alle Teilnehmer das Hotel Raj (Paradies) für eine kurze Ruhepause, denn Team erreichte das Hotel erst gegen 23:30 Uhr und für Team D ist bereits 2:45 die Nacht zu Ende. Im Hotel erwartete alle ein Abendbrot mit einer kräftigen Hühnerfleischsuppe, Schinken, Käse und Weißbrot. Wegen der großräumigen Umleitungen an den Baustellen bei Lodz musste Team A eine längere Strecke als geplant laufen.

- 4. Lauftag, 1.7.08, Lauf von Zgierz nach Biela –

Team B und A, die am Tage vorher spät im Hotel in Zgierz eintrafen, konnten richtig ausschlafen und bekamen ein reichhaltiges und schmackhaftes Frühstück. Team C hatte am Abend nach dem Lauf den Tag noch feuchtfröhlich, stimmgewaltig zum Ärger der schlafsuchenden Starter, die bereits 2:45 Uhr aufstehen mussten, ausklingen ließen.

Heute war für Team D der Start bereits 3:45 Uhr. Die Hotelbesatzung hatte die Nacht auf die Frühaufsteher gewartet und mit heißem Kaffee und einen Lunchpaket das Team D verabschiedet. Mit dem Start kurz hinter Mc Donalds ging es auf die bisher längste Tagesetappe über 220 km. Bei dem angenehmen Laufwetter am Morgen wurden wie so oft schon die geplanten Durchlaufzeiten unterboten. Auf der flachen Etappe bestaunten zu beiden Seiten viele Störche bei ihrem Morgenmahl die verrückten Läufer.

Da jedes Team selbständig die Absolvierung des zugeteilten Abschnittes zu organisieren hatte, gab es die unterschiedlichsten Ideen. Beim Team A, B und C fuhren die beiden Minibusse direkt vor und nach den Läufern. Team D ließ einen Minibus zur nächsten Wechselstelle vorfahren, um dann bei Ankunft des Läuferpaares das nächste Läuferpaar loszuschicken. Aus den vergangenen Städtepartnerschaftsläufen hatte sich bewährt, dass ein Läuferpaar im Mittel 3,5 km in ca. 20 Minuten absolviert und danach ausgewechselt wird. Bei 12 aktiven Läufern im Team ergibt sich damit ein Einsatz jedes Läufers ein Mal in 2 Stunden. Da jedes Team am Einsatztag im Mittel 2 Mal ca. 50 km zu absolvieren hat, kommt jeder Läufer 5 Mal zum Einsatz, solang es keine Ausfälle gibt. Zum Glück sind bisher keine Ausfälle aufgetreten. Team A und B wechseln sich mit Team C und D ab so dass jedes Team zwischen den Einsatztagen immer einen Ruhetag hat, der für Regeneration, Treffen vor Ort und Besichtigungen genutzt wird.

Team A und B haben sich heute mit Sportfreunden in der Erdölstadt Plock getroffen. Plock gehört zur Straße der Backsteingotik, hat eine interessante Geschichte und ein sehenswertes Stadtzentrum. Gemeinsam mit den polnischen Sportlern wurde Team C bei seinem Lauf durch die Stadt begleitetet.

Zum Etappenende hatten unsere Organisatoren das Hotel Mlawa in der nahegelegenen Stadt Mlawa gebucht. Dort gab es für alle Läufer, auch für das erst nach Mitternacht ankommende Team C, eine Suppe und ein Hauptgericht zum Abendbrot.

- 5. Lauftag, 2.7.08, Mława nach Kaliningrad –

Team C und D besuchen Olsztyn, eine kleine Stadt inmitten der Masurischen mit einem kleinen schönen als Fußgängerzone ausgebildeten Zentrum. Danach ging es an einen malerischen Badesee in der Nähe von Olsztyn.

Team A startete bereits sehr früh unweit von Mława (ca. 20 km entfernt) bei wolkenlosem Himmel und angenehmen morgendlichen Temperaturen.

Eine besondere logistische Herausforderung war der Grenzübergang von Polen in das Kaliningrader Gebiet wegen den zu erwartenden Grenzformalitäten an der EU-Außengrenze, insbesondere für die Abfertigung unserer 4 Autobusse. Im großen Bus werden täglich die Gepäckstücke aller Teilnehmer und die beiden Teams transportiert, die am nächsten Tage ihre Etappe absolvieren. Im zweiten Bus (für 18 Personen) fährt eines der an dem Tag eingesetzte Teams zum nächsten Einsatzpunkt. Die beiden Minibusse begleiten die sich auf der Straße befindenden Staffelläufer und transportieren die restlichen sich gerade ausruhenden Teilnehmer des Teams. Nach jeweils ca. 50 km wechseln die Teams die Busse. Damit geht das zuletzt laufende Team das nächste Mal als erstes Team am übernächsten Morgen auf die Laufstrecke. Diesen auf den ersten Blick scheinbar komplizierten Ablauf wurde durch das Organisationsteam mit Bernd Rohloff an der Spitze ausgearbeitet und musste für den Grenzübergang leicht modifiziert werden, um einen möglichst zügigen Grenzübergang der Läufer zu gewährleisten.

- 6. Lauftag, 3.7.08, von Kaliningrad bis Plunge in Litauen –

Team C startete nach der späten Ankunft am Vorabend etwas später als geplant, holte den Rückstand zur geplanten Übergabe an Team D wieder auf, so dass Team D pünktlich die Staffel übernehmen konnte. Völlig problemlos gestaltete sich die Einfahrt in den Nationalpark „Kurische Nehrung“. Die russischen Wächter hatten ein Herz für uns Läufer, die so verrückt sind und bis Sankt Petersburg laufen, und erließen uns die Eintrittsgebühr (1090 Rubel pro Team und Fahrzeug).

Der Grenzübergang nach Litauen befindet sich im Nationalpark. Wiederum mussten die Formalitäten für die Abfertigung der Fahrzeuge abgearbeitet werden. Das beginnt bei der Einfahrt in die Grenzzone mit Zählung der Seelen im Fahrzeug und der Ausgabe eines „Laufzettels“. Erst, wenn alle Stempel auf dem „Laufzettel“ sind, kann man die russische Grenzzone verlassen. Im nächsten Schritt muss der Fahrer mit seinen Papieren (Fahrerlaubnis, Pass) das Transportmittel vorweisen. Der Zoll will dann noch für die Ausfuhr eine Erklärung zum Transportmittel. Die bei der Einreise ausgestellten zeitweiligen Fahrzeugpapiere werden wieder zurückgenommen und alle Angaben im PC erfasst. Im Normalfall dauert diese Prozedur der Abfertigung ca. 1 h. Auf der litauischen Seite ging alles EU-mäßig schnell mit einem Schuss Behäbigkeit und der Zahlung der Ökologiegebühr als Eintritt in den litauischen Teil des Nationalparkes.

Hauptproblem der Grenzüberschreitung war die unterschiedliche Besatzung der Busse zur Ein- und zur Ausreise. Bedingt durch die wechselnden Einsätze der Teams befanden sich bei der Ausreise andere Teilnehmer in den Bussen als bei der Einreise. Die Busse mit den Teams A, B und C konnten nur nach einer Bargeldstrafe ohne Quittung weiterfahren.

Auf der Kurischen Nehrung ging es durch das malerische Fischerdorf Nidda vorbei am Thomas Mann Haus weiter durch den litauischen Teil des Nationalparks.

Ein kleine Verzögerung gab es wegen Wildschweinen mit ihren Frischlingen. Diese standen auf der Straße, ließen sich von vorbeifahrenden Touristen aus den Autos mit Brot und Wurst füttern und ließen unsere Läufer ehrfürchtig warten.

Bei der Vorbereitung des Wechsels wurde ein Fahrzeug wegen Halt im Nationalpark verwarnt. Der Fahrer des anderen Fahrzeuges sollte wegen gleichem Anlass eine Strafe bezahlen. Die Parkwächter klärten uns auf, dass Parken im Nationalpark außerhalb der ausgewiesenen Parkplätze verboten ist und dass die Durchführung von Massenwettbewerben mit einer Strafe von bis zu 500 Lit, was etwa 150 € entspricht, belegt werden kann. Leider konnten wir keine Bestätigung unserer „Veranstaltung“ durch die Nationalparkverwaltung vorweisen. Da wir noch keine litauische Währung getauscht hatten und die Parkwächter auch keine Kreditkarten akzeptierten, entließen sie unser Fahrzeug nach einer längeren Diskussion ohne Zahlung einer Geldbuße.

Team C nutzte die lauffreie Zeit für eine Mittagspause an der Ostsee in Juodkrante. Nach einer kurzen abenteuerlichen Fahrt über die Zufahrtsstraße zum Strand der Ostsee stand ein Picknick, Baden in der Ostsee und Sonnenbaden auf dem Programm für die 5-stündige Ruhepause bis zum nächsten Einsatz. Einige Läufer nutzten die Pause, um in der warmen Sonne im Ostseesand ein wenig Schlaf nachzuholen.

Auf der Fähre von der Kurischen Nehrung nach Kleipeda mussten die Läufer eine kleine Pause einlegen und konnten die Silhouette der Neubauten bestaunen, die den alten Stadtkern umrahmten.

Team D nutzte die verbleibende Zeit bis zum nächsten Einsatz für den Besuch des Marktplatzes von Kleipeda mit dem Denkmal der „Ännchen von Tharau“. Mit einem kleinen Gruppengesang, der im Bus einstudiert und geprobt wurde, gedachten wir dem Barockdichter Simon Dach (1605 – 1659).

Nach Mitternacht 0:15 wurde die Etappe durch Team D in der Nähe von Plunge beendet. Über abenteuerliche Wege ging es für alle Teilnehmer in ein Hotel, welches ca. 40 km vom Ende der Etappe entfernt an einem malerischen See liegt. Auch Team D erreichte nach einigen Umwegen im Dunkel der Nacht das Hotel. Damit am nächsten Tag auch wirklich an der richtigen Stelle das nächste Team die Staffel fortsetzt, wurde am Straßenrand vom Team D eine „Flaschenpost“ abgelegt, die dann auch am nächsten Tag vom Team B nachweislich gefunden wurde.

- 7. Lauftag, 4.7.08, von Plunge (in Litauen) nach Bauska (in Lettland)–

In einem kurzen Regenschauer startet Team B in der Nähe von Plunge. Die Strecke führte durch die landwirtschaftlich geprägte Landschaft Litauens über die Grenze nach Lettland bis Bauska. Nach dem letzten Wechsel fuhr Team B zum Hotel in Bauska und beendete gegen 20 Uhr den Lauftag mit knallendem Korken einer Sektflasche. Zu dieser Zeit absolvierte Team A noch seinen letzten Abschnitt und erreichte das Ziel, welches unweit des Hotels war, gegen Mitternacht. Nach dem kurzen Regen beim Start am Morgen herrschte den gesamten Tag ein warmes Sommerwetter mit leicht bewölktem Himmel und längeren sonnigen Abschnitten. Ansonsten war es eine flache Etappe ohne größere Besonderheiten, die mit der bereits gewohnten Professionalität von den beiden beteiligten Teams gemeistert wurde.

Team C und D genossen das Frühstück im Hotel am See und machten sich auf zu ihrem nächsten Einsatzort über einen Umweg. Sie besuchten den Berg der Kreuze und danach noch Riga mit seinen engen Straßen im Stadtzentrum. Der Berg der Kreuze ist ein litauisches Heiligtum mit einer langen Geschichte. Im Mittelalter befand sich an dieser Stelle eine Holzburg der Kreuzritter, die dann verfiel. In der Zeit des Sozialismus stellten die Einwohner an diesem Wallfahrtsort Kreuze auf, die anfänglich von der sozialistischen Macht beseitigt. Als jedoch immer mehr Kreuze aufgestellt wurden, gaben die Machthaber ihre Bemühungen zur Beseitigung der Kreuze auf.

Für die Übernachtung war ein Hotel in Bauska gebucht. Das vom Hotel vorbereitete Abendessen hat sehr gut geschmeckt, für Läufer vielleicht nicht optimal, jedoch eine gute Grundlage für die folgenden Biere: Gemüsesuppe mit Fleischbällchen, mit Käse überbackenes Schnitzel mit Pommes Frites und süße Nachspeise mit Erdbeere und Minze. Übernachtet wurde in Zwei- und Mehrbettzimmern.

- 8. Lauftag, 5.7.08, von Bauska nach Valmiera (beides in Lettland) –

Am 8. Lauftag stand für Team C und D eine Etappe in Lettland bevor. Team D startete nach einem morgendlichen Regen gegen 5 Uhr in Richtung Vecumnieki (am Fluss Daugava). Zum Morgen bot das Hotel für das Team C ein Lunchpaket mit frischen Tomaten, Wurst, Käse, einem Quark mit Schokoladenüberzug, Kaffee und Tee an. Die anderen Teams kamen in den Genuss eines reichhaltigen Frühstücks. In der nach dem Regen feuchtwarmen Luft über den lettischen Feldern mit Kartoffeln, Raps, Getreide begleiteten die Läufer zu beiden Seiten die noch schlafenden Störche in ihren Nestern. Auf Nebenstraßen mit sandgeschlämmter Schotterdecke, auf denen auch teilweise gelaufen wurde, hatte der nächtliche Regen den Staub gebunden und die wenigen Fahrzeuge, die wir trafen, störten unseren Lauf nicht. Bei einem der Wechsel hielt unser Begleitfahrzeug vor einem einsamen Bauernhof. Der Bauer kam sofort heraus. Wir wussten nicht, ob aus Neugierde oder Angst vor dem Unbekannten, was da kommen könnte, wenn ein unbekanntes Fahrzeug früh am Morgen direkt an der Einfahrt hält. Es stellte sich heraus, dass der Bauer auf das Milchauto wartete. Er sprach russisch und war von unserer Veranstaltung begeistert. Mit 20 ha und ein paar Kühen ist das Leben auf dem einsamen Bauernhof in Litauen nicht einfach. Zum Abschied wünschte er uns viel Glück.

Die Teams A und B nutzten den lauffreien Tag für einen Besuch von Riga und Sigulda.

Bis auf Inge vom Team C, die hingefallen ist und wegen einer Prellung nicht schmerzfrei laufen kann, nehmen alle Läufer mit wachsender Begeisterung die ihnen zugeteilten Abschnitte in Angriff. Einige Läufer nutzen die Laufeinheiten zusätzlich für die Vorbereitung auf ein größeres Laufereignis, wie beispielsweise einen Marathonlauf im Herbst. Regelmäßig werden die geplanten 6 min je km unterboten und bescheren den Teilnehmer verlängerte Ruhepausen.

Nach den vielen Tagen schönen Wetters gab es kleine Unwettereinlagen mit kurzen heftigen Gewittern, die beim folgenden Sonnenschein die Straßen dampfen ließen. Wer schon einmal unter solchen Bedingungen gelaufen ist, kennt das Gefühl des Laufens in der frischen, feuchten Sommerluft.

Die flache Etappe am 8. Tag wurde abrupt durch eine Schlucht in Sigulda unterbrochen, aus der ein 11%-ger Anstieg zu meistern war. Am Ende des Anstiegs warteten auf die Läufer, die diesen Abschnitt durchliefen, die Läufer der Teams A, B und D mit einem begeisterten Empfang.

Als Etappenziel an diesem Tag war in Valmiera ein Punkt auf der Rigaer Straße vor dem Hotel Naktsmajas festgelegt. Team C erreichte des Hotel wie gewohnt früher als geplant bereits gegen 24 Uhr auf Straßen unter hellen teilweise rot leuchtenden Wolken, die von der Mitternachtssonne hinter dem Horizont angestrahlten wurden.

- 9. Lauftag, 6.7.08, von Valmiera bis hinter Tartu (Abzweig nach Mustvee) –

Team B nahm gegen 4 Uhr den ersten Abschnitt der Etappe von Valmiera über Tartu bei leicht bewölktem Himmel und angenehmen frischen Temperaturen in Angriff. Die Etappe führte über Grenze zwischen Lettland und Estland, die seit dem Beitritt beider baltischer Länder zur EU nur noch an den verlassenen Einrichtungen der ehemaligen Grenzabfertigung erkennbar war.

Team C und D fuhren nach einem Frühstück im Hotel Naktsmajas mit dem großen Bus zur nächsten Übernachtung, um dann am Folgetag die letzte große Etappe in Angriff zu nehmen, die dann weiter über die russische Grenze zur letzen Übernachtung vor Sankt Petersburg führt. Der Bus fuhr auf der Laufroute, die Team A und B absolvierten. Bei einem Zwischenstopp des Busses feuerten die Läufer aus Team C und D die Läuferinnen vom Team B an, die gerade im Einsatz waren. Team A ruhte sich zu diesem Zeitpunkt in Tartu aus und nutzte die Pause für eine kurze Besichtigung des alten Stadtkerns. Tartu ist die zweitgrößte estnische Stadt mit einem historischen Stadtzentrum, modernen Bauten und einer alten Universität. Team C und D nutzten einen Zwischenstopp für den Besuch von Tartu.

Beim nächsten Zwischenstopp des Busses gaben Jörg und Bernd ein Telefoninterview dem MDR. Dieses wurde am gleichen Tag über den MDR 1 Radio Sachsen 13, 18 und 22 Uhr gesendet. Radio Sachsen kann über Internet mit dem Media Player abgehört werden (http://www.surfmusik.de/radio/mdr-1-radio-sachsen,7462.html)

- 10. Lauftag, 7.7.08, nördlich von Tartu (Estland) über die Grenze nach Russland –

Nach einer sehr kalten Nacht, in der fast alle Läufer in ihren Betten in den Bungalows des Campingplatzes froren, empfing Team C, welches den ersten Abschnitt der heutigen Etappe bestritt, in der hellen Nacht die von der Küche des Campingplatzes vorbereiteten Frühstückspakete und begab sich zum 30 km entfernten Start. Bei leichtem Sonnenschein und sehr kühlen Lufttemperaturen wurde mit frierenden Fingern gegen 5 Uhr morgens der erste Abschnitt in Angriff genommen. Läufer der anderen Teams gingen am frühen Morgen nach der kalten Nacht erst einmal in den Peipus-See, der gegenüber der kalten Luft sehr warm erschien. Vor der kalten Luft hatten sich sogar die Mücken versteckt, die uns am Abend vorher belästigten. Die Küche des Campingplatzes bot ein leichtes Frühstück an, bestehend aus Reis-Kascha (leicht gesüßter Milchreis) mit einem Löffel Warenie drauf (vergleichbar mit Marmelade), einen Pfannkuchen, einem mit Wurst und Käse belegtem Hörnchen und Kaffee und Tee.

Nachdem Frühstück nutzten Team A und B den warmen Peipus-See für ein ausgiebiges Bad. Team C besuchte in einer Laufpause, während Team D lief, einen ausgezeichnet gepflegten deutschen Soldatenfriedhof bei Narva mit 2400 Gräbern. Team D hatte die Möglichkeit, in ihrer Laufpause ein kurzes Bad in der Ostsee zu nehmen.

Gegen 14 Uhr erreichten alle Autobusse den Grenzübergang in Narva (Estland) nach Ivangorod (Russland). Leider wurden wir aber erst einmal nicht aus der EU herausgelassen. Narva ist die zweitgrößte Stadt in Estland und mit 95 % russischsprachiger Bevölkerung besiedelt. Ohne diese Detailkenntnis wurde die Frage, ob jemand russisch versteht, als Beleidigung empfunden, nachdem es vorher in Estland nur begrenzt möglich war, mit Russisch sich verständlich zu machen. Alle die in Narva die EU verlassenden Fahrzeuge müssen sich erst einmal eine Erlaubnis holen. Wie sich herausstellte, musst en dafür alle Fahrzeuge wieder zurück an die Stadtgrenze fahren und in einem Fahrzeughof in den langen Schlangen Aufstellung nehmen. Eine bisher nicht beachtete Besonderheit war, dass unsere Kleinbusse nicht als Busse, sondern als Pkw in den langen Pkw-Schlangen abgefertigt werden sollten. Die geschätzte Wartezeit nur auf diesen bürokratischen Akt hätte bestimmt 10 bis 12 Stunden gedauert. Zum Glück war der Direktor des Fahrzeughofes noch nicht nach Hause gegangen und machte für unsere „Pkw-Busse“ eine Ausnahme, ließ uns abfertigen und bat zur Vermeidung von Tumulten unter den Wartenden, rückwärts wieder aus dem Fahrzeughof herauszufahren. Damit waren schon die ersten 2,5 h Wartezeit an der Grenze vergangen. Die Erfahrung beim Grenzübertritt nach Kaliningrad hatte gezeigt, dass sich bei der Einreise genau die Personen in den Bussen befinden müssen, die dann bei der Ausreise auch in diesen Bussen ausreisen. Dementsprechend haben wir uns neu platziert und die Läufer, die Russland per Flugzeug verlassen werden, in den großen Bus platziert.

Nach einer weiteren halben Stunde durften wir endlich in den Grenzbereich Estlands einfahren und wurden dort auch recht schnell abgefertigt. Danach ging es auf die Grenzbrücke. Da es keine Wegweiser gab und in der rechten Spur Lkw standen stellten wir uns mit unseren Bussen brav in der Pkw-Spur an. Eine Nachfrage beim russischen Grenzposten ergab, dass Busse in der Lkw-Spur vorfahren dürfen. Nachdem wir alle vorgefahren waren, durften sich unsere Kleinbusse wieder hinten bei den Pkws anstellen, da sie keine Busse sind. Auf den Hinweis, dass wir eine Gruppe sind, antwortete der russische Diensthabende für den Grenzbereich, dass wir nur Betrüger sind und uns mit der Verteilung der Personen einen persönlichen Vorteil bei der Abfertigung erschleichen wollen. Was damit gemeint war, wurde uns erst später klar, als die Kleinbusse in der Nebenspur schneller abgefertigt wurden als unsere großen Busse. Jedenfalls wurde unser großer Bus nach langem Warten wegen der vorrangigen Abfertigung der Linienbusse problemlos abgefertigt und verließ nach dem ersten Kleinbus gegen 20 Uhr russischer Ortszeit die Grenzzone. Die Uhren mussten nach Estland wieder 1 Stunde vorgestellt werden. Unser mittlerer Bus und der zweite Kleinbus hatten wieder mal Pech. An der Grenze war direkt nach unserer Abfertigung Schichtwechsel, der üblicherweise in Russland ca. 1 h dauert. Gegen 21 Uhr waren unsere Teams endlich auf russischem Territorium vereint.

Dort wartete seit über 6 Stunden eine Delegation des Sportkomitees der Stadtregierung von Sankt Petersburg mit Larissa und Andrej, einem Milizauto und einem Arzt mit Fahrzeug. Der Empfang war einfach und sehr herzlich. Auch den Vertretern der Stadt Sankt Petersburg war es trotz schriftlicher Anmeldung unserer Gruppe bei der Grenze und Intervention an der Grenze nicht möglich, unsere Abfertigung ähnlich schnell zu ermöglichen wie die Abfertigung der Linienbusse, die von Tallin nach Sankt Peterburg fuhren und unsere Abfertigung zusätzlich verzögerten.

Nach so viel Verspätung entschloss sich Team C, den Rest des Abschnittes nicht mehr zu laufen. Um dennoch die Staffel im geplanten Zeitrahmen fortzusetzen, fuhr Team D zum geplanten Wechselpunkt an der Umgehungsstraße von Kingisepp und setzte den Staffellauf von diesem Wechselpunkt fort. Der rote Horizont, die angenehmen Temperaturen nach einem vorangegangen Regen, die Miliz mit dem Blaulicht, die vor den Läufern fuhr und alle Fahrzeuge von Seitenwegen ausbremste, machten diesen Abschnitt nach 22 Uhr zu einem einmaligen Erlebnis. Den letzten Abschnitt vor Mitternacht liefen unser Teamchef Horst und Hartmut. Punkt Mitternacht haben die Teammitglieder Horst erwartet und zu seinem Geburtstag mit einer Flasche Sekt gratuliert. Die gesamte zeit begleiteten uns Larissa und Andrej in einem Bus der Stadtverwaltung. Die zweite Flasche Sekt stellte dann Larissa bereit, da auch sie am gleichen Tag Geburtstag feierte. Da wir am nächsten Tag alle in Sankt Peterburg einlaufen wollten und noch eine 2-stündige Fahrt ins Hotel in Gatschina bevorstand, beendete Team D nach der langen Verzögerung an der Grenze die Etappe an diesem Tag ein paar Kilometer früher.

Nach einer über 2-stündigen Fahrt erreichten die Teams das Hotel in Gatschina, Team A, B und C gegen 24 bis 1 Uhr, Team D gegen 2 Uhr 30. Im Hotel wartete die Köchin als Kellnerin auch auf den letzten Gast, um noch eine schmackhafte Suppe und Bier anzubieten.

- 11. Lauftag, 8.8.08, letzet Etappe, Ankunft in Sankt Petersburg –

Der letzte Lauftag begann mit dem Einsatz von Team B in der Frühe in Begunitsa bei recht kühlen Temperaturen. Die letzten 75 km begleiteten uns russische Läufer. Unter ihnen war beispielsweise auch der Rekordhalter im 24-Stunden-Lauf in der Altersklasse M60. Sein Rekord steht seit fast 10 Jahren auf 216 km. Wie er uns mitteilte, schafft er heute – mit 69 Jahren – auch noch beachtliche 185 km in 24 Stunden.

Beim Wechsel zu Team A waren bereits die Vororte von Sankt Petersburg zu sehen. Die gesamte Zeit begleitete uns Miliz, die uns im starken Verkehr eine Fahrspur freihielt. Auch einen Notarztwagen hatten die russischen Organisatoren als Begleitung mitgeschickt. Auf den letzten Kilometern liefen dann alle Teilnehmer der Teams A und B gemeinsam auf dem Lenin-Prospekt zum Platz des Sieges, wo das Ziel des Partnerschaftslaufes geplant war. Bis in den Bereich des Platzes des Sieges im Süden der Stadt drangen im 2. Weltkrieg Truppenteile der Wehrmacht vor und wurden durch den Widerstand der Roten Armee am weiteren Vormarsch gehindert.

Team C und D, die am Vortag im Einsatz waren, warteten bereits am Platz des Sieges und liefen den ankommenden Läufern der anderen Teams entgegen, um diese auf dem letzten Kilometer zu bergleiten. Wegen dem riesigen Verkehrsaufkommen in der Stadt und den Staus auf den Straßen, hat die Miliz kurzerhand die Strecke um verlegt, so dass sich die beiden Läufergruppen verpassten und es zwei Einläufe gab, was den wartenden Journalisten zusätzliche Möglichkeiten für ihre Berichterstattung gab. So filmte neben dem lokalen Fernsehen von Sankt Petersburg (Kanal 5) auch ein Fernsehteam des MDR die letzten Meter der Städtepartnerschaftslaufes.

Den Zielbereich hatten die russischen Organisatoren wie bei einem Wettkampf aufgebaut: kleine Gitter, Tische mit Getränken, Fahnen, Sponsorenwerbung, Beschallung. In den anschließenden Reden wurden die Sportler durch die Vertreter der Stadtverwaltung und des deutschen Konsulates herzlich begrüßt. Für alle Teilnehmer war diese Zeremonie, die mit dem Abspielen der Nationalhymnen Deutschlands und Russlands begann, trotz der kühlen Temperaturen ein erregendes und etwas feierliches Ereignis. Nach unserem Dank an die Stadtverwaltung für den herzlichen Empfang wurden wir zu einem Essen im nahegelegenen Hotel eingeladen. Ein reichhaltiges Buffet und Bier trugen zu einer lockeren Atmosphäre bei den Gesprächen mit den Vertretern der Stadtverwaltung, der Presse und dem Fernsehen, den russischen Läufern, den Organisatoren bei.

Anwesend war auch der Chef der Dresdner Firma Kanalservice Berndt, der als einer der Sponsoren des Laufes einen großen Anteil am Gelingen hatte. Er half uns während der Vorbereitung, in Sankt Petersburg Verbindungen mit den beteiligten Partnern zu knüpfen, kostengünstige Unterkünfte zu finden, Treffen zu organisieren.

In den Gesprächen und Interviews spürte man das große Interesse an freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland und zwischen Sankt Petersburg und Dresden. Interessant war auch die Einschätzung der russischen Läufer, dass das Interesse russischer Freizeitsportler an Laufveranstaltungen, welches in der Vergangenheit nicht besonders hoch war, im Steigen begriffen ist. So bestand großes Interesse an Teilnahmen russischer Läufer beim Dresden Marathon. Die deutschen Läufer wurden eingeladen, an den Laufveranstaltungen im Leningrader Bezirk teilzunehmen. Als einer der beliebtesten Läufe wurde ein seit 1924 jährlich ausgetragener 30 km Lauf genannt, zu dem wir herzlichst eingeladen wurden.

Zum Abschluss des Essens bekamen alle deutschen Läufer einen kleinen Beutel mit einer Medaille überreicht. Unserem Teamchef des Teams D, Horst Dobers und Larissa, der Cheforganisatorin, wurde zu ihren heutigen Geburtstagen gratuliert.

Nach dem Empfang ging es dann in ein einfaches preiswertes Hotel im Norden von Sankt Petersburg. Der äußere Zustand des Hotelgebäudes und der Zustand der Zufahrtsstraße ließ nichts Gutes vermuten. Das Hotel war dann im Inneren aber besser als befürchtet und vergleichbar mit einer Jugendherberge in Deutschland. Jedem Zimmer wurde neben dem Schlüssel eine Fernbedienung für den Fernseher und ein Gerät zum Vertreiben von Mücken übergeben. Wie sich später herausstellte, waren die ansässigen Mücken kaum zu hören und zu sehen, die Stiche juckten aber recht unangenehm.

- 12. Tag, 9.7.08, Aufenthalt in Sankt Petersburg –

Nach einem einfachen Frühstück, bestehend aus Buchweizen, Brot und löslichen Kaffee, erwartete uns die Dolmetscherin Tamara, die bereits am Vorabend bei der Ankunft die Reden übersetzt hatte, und Katja, die im Sportkomitee der Stadt unseren Aufenthalt vorbereitet hatte. Zu Fuß ging es dann zur nächsten Metrostation und mit 17 Rubel (ca. 0,50 €) für eine Fahrt weiter mit der Metro ins Stadtzentrum. Auf dem Weg zur Ermitage bekamen die meisten Teilnehmer einen ersten Eindruck über die aufwendig und liebevoll sanierte Innenstadt. Einige Teilnehmer hatten bereits am Vorabend die Stadt selbständig erkundet.

Die Stadtverwaltung hatte uns zu einem kostengünstigen Besuch der Ermitage angemeldet. In der 2-stündigen Führung wurden uns so viele Fakten mitgeteilt, dass fast nur ein Eindruck überig blieb „gewaltig“. Interessant war, dass die Ermitage nicht nur eine Gemäldegalerie ist, sondern ähnlich wie der Louvre in Paris auch Skulpturen und ausgegrabene Gegenstände alter Kulturen beherbergt.

Nach dem Besuch der Ermitage ging es zu einer Stadtrundfahrt, die dann 17 Uhr mit dem Bus durch die hoffnungslos verstopften Straßen der Innenstadt führte. Unsere Dolmetscherin Tamara teilte uns wieder eine Unmenge von Fakten über die zweitgrößte Stadt Russlands mit.

- 13. Tag, 10.7.08, Aufenthalt in Sankt Petersburg –

Der neue Tag begann mit einem frühen Frühstück mit Haferflockenbrei, Brot, Joghurt und Kaffee. Der Haferflockenbrei erinnerte ein wenig an die Versorgung beim Rennsteiglauf und wurde von den meisten Läufern angenehm empfunden.

Der frühe Start mit den eigenen Bussen war nötig, um vor den großen Staus in der Innenstadt nach Zarskoje Selo (Puschkin) zu fahren und dort vor dem Ansturm der Touristen den Jekatarinenpalast zu besuchen. Das hat dank Katja vom Sportkomitee auch recht gut funktioniert. Sie leitete uns mit ihrem VW Polo, den sie günstig in Frankreich gekauft hat, schnell durch die Nebenstraßen der Innenstadt und über die vielen Brücken. Noch vor der offiziellen Öffnung des Palastes begann die Führung in 2 Gruppen mit deutschsprachigen Guides. Wieder gab es viele Fakten und als Höhepunkt das restaurierte Bernsteinzimmer. Stolz wurde berichtet, dass auch Deutschland einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zur Rekonstruktion beigetragen hatte. So übergab Gerhard Schröder mehrere Millionen Euro als Unterstützung und eines der Originalgemälde des Bernsteinzimmers, welches lange als verschollen galt und von Deutschland dann auf einer Auktion aufgekauft wurde. Die 27 zugänglichen Zimmer (von den 55 Zimmern) sind so reich verziert, dass sie alle Erinnerungen ähnlicher Prunkpaläste, wie Versailles verblassen lassen.

Die Beziehungen unseres Sponsors „Kanalservice Bernd“ vor Ort, ermöglichten den interessierten Sportlern einen kostengünstigen Besuch eines Ballettabends in einem Sankt Petersburger Theater. Der Bummel durch das Stadtzentrum nach dem Ballettabend endete für einige Teilnehmer vor verschlossenen Metrostationen. Zur Sicherung der zuverlässigen Arbeit werden von 24 Uhr bis 6 Uhr morgens alle Wartungsarbeiten an den Metroanlagen durchgeführt und in dieser Zeit fahren keine Züge. Die Idee, zu Fuß zum Hotel zurückzukehren, endete an den nachts von 2 bis 4 Uhr geöffneten Brücken, so dass einige Sportler erst gegen 6 Uhr 30 das Hotel erreichten.

Die, die den letzten Metrozug erreichten, mussten leider erleben, wie im vermutlich provozierten Gedrängel einem unserer Sportler persönliche Gegenstände entwendet wurden. Die sofort eingeleitete Einbeziehung der Miliz bedeutet auch wieder einen kurzen Schlaf einiger Sportler.

- 14. Tag, 11.7.08, Aufenthalt in Sankt Petersburg –

Der Morgen begann wieder mit dem gewohnten spartanischen Frühstück, welches aus einem Auflauf aus Ei, Gehackten und grünen Erbsen bestand. Dieses ungewohnte Frühstück war nicht jedermanns Geschmack. Vermutlich wurde an den Vortagen zu viel Kaffee getrunken und die kalkulierten Kosten überzogen, denn der Kaffee wurde mit einer Tasse pro Person zugeteilt.

Mit Tamara war 10 Uhr ein Treffen an der Metrostation „Leninskij Prospekt“ vereinbart, um von dort kostengünstig für 45 Rubel mit dem Linienbus 103 nach Peterhof zu fahren. Bei der Busfahrt ereilte wieder einen Teilnehmer ein Missgeschick. Die vielen Eindrücke während der Fahrt ließen ihn seine Gürteltasche mit allen Dokumenten, Geld und Geldkarte im Bus vergessen. Zum Glück bemerkte er nach dem Aussteigen recht schnell den Verlust. Der Bus war aber leider bereits abgefahren. Kein Taxi war verfügbar, so dass erst mit dem nächsten Bus der Linie 103 Hilfe zu erwarten war. Der Fahrer des nächsten Busses fragte sofort per Funk nach und die Gürteltasche wurde unversehrt im vorherigen Bus durch den Fahrer an der Endhaltestelle gefunden. An der Endhaltestelle war dann diese kurze Stressphase glücklich beendet.

In der Zwischenzeit führte Tamara die anderen Teilnehmer bereits durch den Peterhofer Park und erzählte wieder viel Interessantes. Da Bernd eine kleine Fahne gebaut hatte, war es für die Nachzügler leicht, die Gruppe in der Menschenmenge im Park zu finden, der sich in einem ausgezeichnet gepflegten Zustand präsentierte. Für die Rückreise nutzten einige Sportler das mit 400 Rubel recht teure Tragflächenboot. In 30 Minuten kommt man damit von Peterhof nach Sankt Petersburg und kann die eintönigen Hochhäuserreihen entlang der Küste betrachten, über die sich bestimmt folgende Genrationen ärgern werden.

Zum Abschluss des Aufenthaltes in Sankt Petersburg war ein Abend, zu dem Vertreter des Sprtkomitees, des Sponsors „Kanalservice Bernd“, des deutschen Konsulats und unsere Dolmetscherin Tamara eingeladen waren. Auch die Ablehnung ohne Begründung zweier Sportler, sich nicht an diesem Treffen zu beteiligen, wirkte sich nicht negativ auf die Stimmung der Gruppe am Abend aus.

- 15. Tag, 12.7.08, Rückreise aus Sankt Petersburg –

Für die frühe Abreise aller Teilnehmer bereitete die Küche Lunchpakete mit belegtem Weißbrot, Banane bereit.

Die noch verbleiben 3 Busse wollten bereits 4 Uhr losfahren. Beim Reinigen am Vorabend wurde vermutlich zu viel Energie der Batterie entzogen, so dass unser mittlerer Bus nicht anspring und erst nach langen Versuchen mit einer Hilfsbatterie gestartet werden konnte.

40 Teilnehmer wurden mit einem vom Sportkomitee gestellten Bus zum Flughafen Pulkovo 1 gefahren, von wo sie mit Air Berlin nach Berlin Tegel einen angenehmen Flug hatten.

- 16. Tag, 13.7.08, Ankunft in Dresden –

Unser großer Bus mit unserem Thomas, den wir als äußerst geduldigen Fahrer kennengelernt haben und der seinen Bus mit einer beeindruckenden Professionalität beherrschte, und mit unserem Manfred als Beifahrer hat am frühen Morgen Dresden erreicht.

Nach 4,5 h Wartezeit an der Grenze von Russland nach Lettland haben unser mittlerer und unsere beiden kleinen Busse wieder das Territorium der EU erreicht. Unser kleiner blauer Bus, der bereits am Montag zum nächsten Einsatz benötigt wird, ist mit Fahrerwechsel ohne Übernachtung bis nach Hause gefahren und gegen 19 Uhr angekommen. Die Fahrer und Insassen des mittleren und des anderen kleinen (weißen) Busses haben unterwegs übernachtet.

- Teilnehmer am Lauf -

Team A
01 Bernd Rohloff
02 Petra Rohloff
03 Gerhard Rödel
04 Rita Rödel
05 Ralf Grohmann
06 Eberhard Helfricht
07 Karin Menzel
08 Reinhard Butzek
09 Martina Butzek
10 Tatjana Butzek
11 Lars Peter Frank
12 Annette Gaber
13 Dieter Grüner
14 Karl-Heinz Gläser
15 Thomas Kaden

Team B

16 Christine Boden
17 Nadja Hennig
18 Harald Wendler
19 Ines Wendler
20 Dr. Dietrich Ewers
21 Laszlo Petras
22 Kerstin Wohlgemuth
23 Dietmar Wohlgemuth
24 Renate Dubrau
25 Elke Koitzsch
26 Manfred Staske
27 Steffen Kockisch
28 Kerstin Hemmerling
29 Olaf Müller
30 Siegfried Wolf

Team C

32 Jörg Fernbach
33 Dietmar Bergmann
34 Dr. Martin Wadehn
35 Wolfgang Weidmann
36 Birgit Harz
37 Hansjörg Harz
38 Wolfgang Reiter
39 Inge Heuckrodt
40 Dr. Lutz Naumann
41 Klaus Eberlein
42 Edith Fernbach
43 Armin Zosel
44 Christian Nedesz
45 Dr. Hans-Dieter Kraemer

Team D

46 Horst Dobers
47 Dr. Bernd Melzer
48 Birgit Melzer
49 Dietrich Blumensaat
50 Dr. Peter Fleischer
51 Monika Denk
52 Jana Köhler
53 René Eichhorn
54 Dr. Siegfried Hübener
55 Stephan Müller
57 Hartmut Wolf
58 Siegfried Müller
59 Sabine Kühn
60 Mario Rothenburg